ORTE
DER
FARBE

Veranstalter

Fakultät für Architektur

     
Internationale Tagung
25. – 27.11.2015
RWTH Aachen
Fakultät Architektur

Detlef Beer
Orte der Farbe im Bild auf der Leinwand im Atelier des Künstlers

26.11., 13:30 – 15:00 Uhr

Als bildender Künstler, insbesondere als Maler mit Pinsel und Farbe vor der Leinwand, ist für mich das Atelier der wichtigste Ort der Farbe - dort wo meine Bilder entstehen. Dieser architektonische Ort ist sehr einfach gehalten mit weißen Wänden und grauschwarzem Fußboden. Hier entsteht mein eigentlicher Ort der Farbe: im Malen eines Bildes der Ort der Farbe auf der Leinwand im Wechselspiel zum Ort der anschaulichen Erkenntnis durch den kontrollierenden Blick des Auges. Bis jener während des Malens zu erreichende Ort der Farbe eine endgültige Fassung auf der Leinwand findet, gibt es im Prozess des Entstehens ein ständiges Wechselspiel zwischen Auge und Leinwand, zwischen subjektiv-gedanklichem Ort der Bildidee und objektiv-materialem Ort der ausgeführten Malvorgänge auf der Leinwand. Diese Tatsache ist so banal wie grundlegend und gilt jedesmal von neuem, wobei die anteiligen Verhältnisse meiner Bildidee und deren Ausführung von Fall zu Fall verschieden ist. Mal weiß ich genau, wie es werden soll und wie es aus Erfahrung mit malerischen Mitteln so und so umsetzen ist, mal habe ich nur eine ungefähre Bildidee, und das Bild entsteht in der Auseinandersetzung mit dem gerade Entstandenem, von dem ich Sekunden zuvor noch nicht wußte, wie es gleich aussehen wird – Routine und Erfahrung auf der einen, Experiment und mehr oder weniger kalkulierter Zufall auf der anderen Seite, beide oft im Wechsel von Sekundenbruchteilen. Erst die Auseinandersetzung dieser beiden Bedingungen zur Entstehung eines Ortes der Farbe macht die endgültige Formulierung auf der Leinwand möglich – mit dem Resultat des fertigen Bildes als neu geschaffenem Ort der Farbe. So dient der architekonische Ort meines Ateliers zur Entstehung eines Ortes der Farbe auf der Leinwand - in einem gemalten Bild.

*1963 in Wolfenbüttel, 1982 Studium Kunst-und Werkpädagogik, HBK Braunschweig. 1987 -1991 Studium Freie Bildende Kunst, HBK Braunschweig, Diplom, Meisterschüler H.G.Prager 1990 Studium Kunstgeschichte, Nebenfächer Philosophie und Geschichte, TU Braunschweig. 1992 Studium Kunstgeschichte, Nebenfächer Philosophie und Klassische Archäologie, Universität Bonn. 1995 Magister Artium.
Arbeitet als bildender Künstler mit Schwerpunkten Malerei und Zeichnung.

Wim van den Bergh

25.11., 11:30 – 12:30 Uhr

*1955 in Brunssum (NL), ist praktizierender Architekt, Gelehrter und Lehrer. Er studierte Bauingenieurwesen und Architektur an der Universität Eindhoven (NL). Als Architekt erhielt er neben anderen Auszeichnungen 1986 die Goldmedaille des “Prix de Rome für Architektur”. Seine Entwürfe wurden vielfach veröffentlicht und ausgestellt. Neben seiner Tätigkeit als Designer, Architekt / Forscher, gründete er “ICARU-S” (International Center for Architectural Research and Urban Studies). Zwischen 1988 bis 1993 war an der Architectural Association School of Architecture in London, in 1992/94/97 war er Gastprofessor an der Cooper Union in New York und war als Gastprofessor in Dänemark, Finnland, Deutschland und der Schweiz. Von 1993 bis 2002 war er der Leiter der Akademie für Architektur in Maastricht, 1996-99 war er Professor für Architektur an der Delft University und von 1997 bis 2001 ebenfalls an der Universität Eindhoven. Zur Zeit ist er Gastprofessor an der Mackintosh School of Architecture in Glasgow und Vollzeit-Professor an der RWTH Aachen, wo er den Lehrstuhl für Wohnbau und Entwerfen halt. In seinen veröffentlichten Forschungsprojekten beschäftigte er sich unter anderem mit russischer Avantgarde-Architektur, Villen, Wohnbau, Museumskonzepten, Pataphysik, dem Labyrinth und dem Turm von Babel, Design als Forschung, Architekturlehre, dem Penthouse von Chalres De Beistigui, dem Haus von Curzio Malaparte, dem House von K.S. Melnikov und den Arbeiten von Architekten wie F.P.J. Peutz, John Hejduk, Dom Hans van der Laan, Raoul Bunschoten und Luis Barragán.

Nikolaus Bienefeld
Die Architektur der Farbe

27.11., 09:30 – 11:30 Uhr

*1958 in Wesseling, studierte von 1983 – 1989 Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, war Meisterschüler bei Prof. Jan Dibbets. 2000 – 2001 Professor i.V. an der FH Lippe und Höxter in Detmold im Fachbereich Architektur und Innenarchitektur in den Bereichen Grundlagen des Entwerfens sowie Raum und Farbgestaltung. Seit 2007 Lehrbeauftragter für Konstruktion und Entwurf an der Fachhochschule Köln Konzeptuelles Entwerfen / Konstruktion. Seit 2009 Professor Vertreter für Konstruktion und Entwurf an der Fachhochschule Köln Konzeptuelles Entwerfen / Konstruktion im Bachelor– und Masterstudiengang. Seit 2014 Professor für Entwerfen, Konstruktion und Gebäudelehre.

Jasper Cepl
Zur Verortung der Farbe im Architekturdenken

26.11., 15:00 – 16:00 Uhr

Als Ort der Farbe steht der Audienzsaal im Schloss Augustusburg, Brühl, am Anfang der Betrachtung. Dort gibt es eine reiche Stuckdecke, die Fragen aufwirft. Die plastischen Formen werden in ihr durch gemalte, farbige Scheinschatten begleitet. Sie sollen den Eindruck erwecken, als sei der Saal mit Sonne erfüllt. Die Farbe sorgt so für eine Wirkung, die vom Licht herrühren müsste. Ausgehend davon stellt sich die Frage, wie Licht und Farbe zueinander stehen und inwiefern sie einander ergänzen. Über das Zusammenspiel, aber auch über den Widerstreit von Licht und Farbe in der Architektur ist viel gesagt und geschrieben worden. Ein Blick auf eine Reihe unterschiedlicher Sichtweisen soll im folgenden verdeutlichen, wie man Licht und Farbe jeweils verstehen kann. Gefragt werden soll weiter danach, welche eigentümlichen Eigenschaften Licht und Farbe jeweils aufweisen und wie ihnen ein gebührender Platz unter den architektonischen Gestaltungsmitteln zugewiesen werden könnte. Beide können gleichermaßen zur Klärung oder Verklärung von Form und Raum eingesetzt werden. Es ist zu letzterem gesagt worden, dass die Stimmung des Raumes von seiner Farbe abhängt, oder von seiner Beleuchtung; anderseits verdanken wir es aber auch dem Licht und der Farbe, dass die Formen für uns erst erkennbar werden.
Zudem fragt sich, wie die Farbe als architektonisches Gestaltungsmittel weiter verortet werden kann und welchen Beitrag sie neben den plastischen Mitteln bei der Modulierung der architektonischen Oberfläche spielt. Desweiteren ist die Frage, was es bedeutet, wenn die Farbe aus der Materialität hervorgeht, oder wenn die Farbe sie überspielt (wie etwa in Karl Friedrich Schinkels Verwendung von Zinkguss-Bauteilen, die als solche nicht mehr zu erkennen sind)?
Wie hier angedeutet, soll versucht werden, Farbe im Vergleich mit anderen architektonischen Gestaltungsmitteln genauer zu erfassen.

*1973, Studium der Architektur an der RWTH Aachen und der TU Berlin. Diplom 2000, Promotion zum Dr.-Ing. 2006. Habilitation im Fach Architekturtheorie 2013. Professor für Architekturtheorie an der Hochschule Anhalt in Dessau. Davor u. a. 2003–2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Architektur und Städtebau in der Moderne, u.a.: Oswald Mathias Ungers. Eine intellektuelle Biographie, Köln  2007.

Jürgen Hasse
Die »Farbe der Stadt« – zur situativen Farb-Wahrnehmung von Architektur

26.11., 13:30 – 15:00 Uhr

Farbe wird im Bereich der Architektur an Bauten bzw. deren Materialien wahrgenommen. Dabei kommunizieren die Oberflächenfarben mit den Flächenfarben, die in ihrem quasi-stofflichen Charakter Erlebnis-Hintergründe bilden. Farbe erweist sich in der relativen Stetigkeit ihrer Präsenz als kategoriales Medium der Architektur. Sie vermittelt symbolische Bedeutungen und leiblich spürbare Eindrücke. Trotz ihrer suggestiven und immersiven Macht beeindruckt keine Farbe ohne einen Träger. Meist sitzt sie physischen Stoffen auf. In ihrem Eindrucks-Effekt kombiniert sie sich mit dem Affizierungspotential von Textur und Gestalt der Baustoffe. Deshalb gibt es nicht nur farbiges Gestein, sondern gelblich-ockerfarbenen Sandstein, der sich mit Gefühlen der Behaglichkeit aufladen lässt und weißlichen Tuffstein, der sich für die Inszenierung des Morbiden (z.B. in der Grabarchitektur) anbietet. Der ästhetisch „programmierte“ Stein bietet sich als Fassadenmaterial an, das im natürlichen wie im künstlichen Licht Atmosphären tönt und das Erleben eines Ortes stimmt. Dabei spielt die Funktion eines Ortes in der Gesellschaft eine zentrale Rolle. Farbe ist ein kommunikatives Element von Architektur. Daher steht sie im Sinne von Hermann Schmitz im Rahmen von Situationen. Eine Situation hat drei Ebenen, auf denen sich je spezifische Bedeutungen konstituieren. Evident ist (1) der sachverhaltliche Charakter der Farbe, der Umstand, dass sie – so oder so – an einer Sache „ist“. In aller Regel folgt sie in ihrem Ausdruck (2) einem Programm; sie soll eine bestimmte atmosphärische Wirkung entfalten und die Konstitution einer Stimmung fördern. Mitunter wird sie (3) für die von einer Farb-„Emission“ Betroffenen zum Problem. Die situative Gebundenheit von „Farblichem“ steht auch im Hintergrund von Lewis Mumfords Metapher von der „Farbe der Stadt“,Rilkes „schwarzer“ Stadt“ und Minkowskis „schwarzem Raum“.

Hasse, Jürgen, Dr. rer. nat. habil. Von 1993 bis 2015 Universitätsprofessor am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Forschungsschwerpunkte: Phänomenologische Raumforschung, Mensch-Natur-Verhältnis. Zahlreiche Buchveröffent-lichungen zu phänomenologischen und kulturwissenschaftlichen Themen. Zuletzt: Atmosphären der Stadt (JOVIS 2012), Was Räume mit uns machen und wir mit ihnen (Alber 2013), Der Leib der Stadt (Alber 2014). Im Frühjahr 2015 bei Herder: Versunkene Seelen. Begräbnisplätze ertrunkener Seeleute im 19. Jahrhundert.
https://jhasse.com

Isabel Haupt
Materialfarbigkeit. Anmerkungen zu Semantik und Substanz farbiger Materialien bei historischen Bauten

27.11., 09:30 – 11:30 Uhr

Bestimmen Baustoffe mit ihrer Materialfarbigkeit Architekturoberflächen, sind Farbe und Form – und zudem oftmals auch Konstruktion – untrennbar miteinander verbunden. Ausgehend von der ab 1932 auf der Schweizer Rheinseite bei Möhlin erbauten Baťa-Kolonie wird der Einsatz farbiger Materialien als «Informationsträger» (Bandmann) beleuchtet. Historische materialsichtige Architekturoberflächen entwickeln zudem mit ihren Alterungsspuren eine ganz spezifische Ästhetik und ihre Originalsubstanz macht sie zu aussagekräftigen Geschichtszeugnissen. Damit werfen materialfarbige Oberflächen bei historischen Bauten hinsichtlich des möglichen Umgangs mit ihrer Substanz ganz andere Fragen auf als Farbfassungen bemalter Häuser. Anhand ausgewählter Beispiele werden die spezifischen Herausforderungen zwischen Erhalt und Ersatz farbiger Materialien thematisiert.

Isabel Haupt, Dr. sc. techn. ETH, stellvertretende Denkmalpflegerin des Kantons Aargau (CH), hat an der TU München Architektur studiert, unterrichtete an verschiedenen Hochschulen und pflegt seit 2007 hauptberuflich Denkmale.

Andreas Hebestreit
Die Farbe im Zeitalter der Aufklärung

27.11., 09:30 – 11:30 Uhr

Als repräsentativer „Ort der Farbe“ im Zeitalter der Aufklärung wurde die so genannte Sommerprälatur im südbadischen Schloss Salem gewählt. Der eigentliche Ausgangsort für eine Interpretation der Farbe im Zeitalter der Aufklärung ist diesem Raum allerdings vorgelagert. Und zwar sowohl räumlich als auch zeitlich. Es ist ein gleichsam utopischer Ort, den es erst noch näher zu umschreiben gilt. Der Grundriss stammt von Isaac Newton, der damit die Prinzipien der Glorious Revolution illustriert. Der aufgeklärte Absolutismus macht sich diese enzyklopädisch ausgebreitete Farbigkeit unter den Vorzeichen des irisierenden Muschelwerks zu Eigen. In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts verlangt ein emergentes Bürgertum an Stelle eines höfischen Schimmerns und Glänzens zunehmend nach einem klaren Bekenntnis zur Farbe als Substanz und Materie. Mit dem Ruf nach Malerischem unterstreicht das aufstrebende Bürgertum seinen Anspruch auf eine substantielle Beteiligung an Macht und Wohlstand.

*1944 als Sohn des Architekten Hans-Joachim Hebestreit. Nach dem Abitur verfolgte er zunächst die Absicht Kunsterzieher zu werden. Nach einem Studienjahr in Genua wechselte er aber in die Kommunikationsberatung. Neben seiner Tätigkeit als bildender Künstler hat er sich ständig autodidaktisch weitergebildet. Buchveröffentlichungen: „Die vielen, die wenigen und die anderen, Eine Kulturkritik“ (1995), „Die soziale Farbe, Wie Gesellschaft sichtbar wird“ (2007), „Im Namen des Wolfs, Über keltische „rites de passage““ (2013).
Aufsätze und Vorträge unter www.symbolforschung.ch

Klaus W. v. Hinckeldey
Anmerkungen zur Verarbeitung von Farbe, Form und Raum im menschlichen Gehirn

25.11., 14:00 – 16:00 Uhr

Menschen mit unbeeinträchtigter Farbsichtigkeit erleben die sie umgebende Welt als ausgestattet mit einer Fülle an Farben, die sich hinsichtlich Farbton, Helligkeit und Sättigung charakterisieren lassen. Da Farben an Objekte, Räume und Umweltszenen sowie an deren Fixierung in analogen und digitalen Medien gebunden sind, ist ein zentrales Thema der Neurowissenschaften, wie die große Fülle an visueller Information, die über die Retina ins Gehirn gelangt, trotz fortlaufender Augen-, Kopf und Körperbewegungen sowie sich verändernder Umwelt (Beleuchtungsverhältnisse, Schattenbildung, Objektbewegungen) zu einem stabilen subjektiven Perzept der visuellen Welt verarbeitet werden kann. Verfeinerte neurowissenschaftliche Methoden haben dazu geführt, dass etablierte Ansichten und Theorien über die segregierte, modulare Verarbeitung verschiedener Facetten des retinalen Abbilds sowie deren Integration zu einem einheitlichen Perzept modifiziert werden mussten. Auch die sprachliche Charakterisierung von Farben mit bestimmten Farbnamen und deren mögliche Universalität ist ein nicht abgeschlossenes Thema. Weit strittiger und weniger gut erforscht sind die Auswirkungen der Farbwahrnehmung auf das Erleben und Verhalten von Menschen auch über den ästhetischen Eindruck hinaus. Von Kindheit an ist die Farbwahrnehmung an explizite und implizite subtile Assoziationen mit bestimmten Erfahrungen, Botschaften und Konzepten in bestimmten Situationen geknüpft, die eine individuelle lebenslange Lerngeschichte konstituieren. Es gibt aber auch Annahmen darüber, dass einige dieser Assoziationen sich aus evolutionär vorgeformten Prädispositionen zum Einfluss bestimmter Farben ergeben und daher interindividuell zu ähnlichen Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen führen. Diese können aber je nach situativem Kontext sehr unterschiedlich ausfallen. Entsprechend sind viele Ergebnisse angewandter Design- und Konsumentenforschung zur Auswirkung farblicher Gestaltung von Räumen methodisch nicht haltbar.

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Klaus Willmes-von Hinckeldey ist Professor für Neuropsychologie und leitet das Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie an der Klinik für Neurologie in der Uniklinik der RWTH Aachen mit Aufgaben in Lehre, Forschung und neuropsychologischer Diagnostik. Nach dem Studium der Mathematik (Diplom 1974) und Psychologie (Diplom 1979) an der RWTH Aachen wurde er 1979 Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Aphasie von Prof. Poeck, promovierte 1987 an der Universität Trier und habilitierte 1994 an der Universität Bielefeld. Er war maßgeblich am Aufbau der Logopädiestudiengänge (Diplom, BSc. und MSc.) der Medizinischen und Philosophischen Fakultät an der RWTH Aachen beteiligt. Seit 2014 ist er zudem Direktor des Kompetenzzentrums für Gebärdensprache und Gestik – SignGes – an der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen. Seine neuropsychologischen Forschungsschwerpunkte sind numerische Kognition und Akalkulie sowie Aufmerksamkeitsfunktionen und deren Störungen sowie der Einsatz von funktioneller Bildgebung in der kognitiven Neuropsychologie. Die Publikationen umfassen 8 psychologische Testverfahren und über 250 Originalarbeiten in internationalen und nationalen Fachzeitschriften.

Léon Krier

27.11., 11:30 – 12:30 Uhr

Johannes Kühl
Der Ort der Farbe – die Atmosphäre der Erde

26.11., 09:30 – 11:30 Uhr

Ausgehend von einem besonderen Regenbogen-Erlebnis möchte ich zeigen, wie alle Wege zur Erscheinung von Farben, die wir in der Physik kennen, in der Atmosphäre der Erde anzutreffen sind. Hier, in der Trübe zwischen Sonne und Erde, können die Verhältnisse auftreten, die auf ganz verschiedene Weise Farbe aus nicht farbigen Bedingungen hervorbringen. Dies kann im Einklang mit Goethes Zugang zur Farbe angeschaut werden, ohne in einen Widerspruch zur übrigen Physik zu geraten.

*1953 in Hamburg. Nach dem Besuch der Waldorfschule und Zivildienst in der Landwirtschaft Studium der Physik, Mathematik und Chemie in Hamburg und Göttingen. Anschließend wissenschaftliche Mitarbeit an der naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum in Dornach, Schweiz. Von 1982 bis 1996 Oberstufenlehrer an der Waldorfschule Stuttgart Uhlandshöhe. Seit 1996 Leiter der Naturwissenschaftlichen Sektion. Arbeiten zu verschiedenen Gebiete der Physik und Technologie, insbesondere goetheanistische Optik und Farbenlehre, sowie zur Physikdidaktik.
Publikationen u.a.: Höfe, Regenbögen, Dämmerung. Stuttgart 2011

Alexander Markschies

25.11., 09:30 – 09:45 Uhr

*1969 in Berlin-Nikolassee, studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie, mittelalterliche und neuere Geschichte an der LMU München, der Universität Osnabrück, der TU Berlin, der Universität Florenz und der Universität Bonn. 1994 schloss er das Studium mit dem Magistertitel zu dem Thema Die Lettner der Marienkirche in Gelnhausen ab. 1999 wurde er durch die Universität Bonn mit dem Thema Gebaute Armut – San Salvatore e San Francesco al Monte in Florenz promoviert. Seit 1998 war Markschies Redakteur der Zeitschrift für Kunstgeschichte und von 2004 bis 2014 Mitherausgeber. Seit 2006 ist er Inhaber des Lehrstuhls und Institut für Kunstgeschichte und seit 2014 Dekan der Fakultät Architektur der RWTH Aachen.

Michael Mönninger
Farbe – Das Lächeln der Materie

26.11., 09:30 – 11:30 Uhr

Die Farbe hat in der Architektur der Moderne einen schweren Stand. Ihre Verwendung ist nirgends selbstverständlich, sondern bedarf stets der Rechtfertigung. Aufgetragene Farbe ist weder direkt an ihren Ort noch an ihren materiellen Träger gebunden und löst den Zusammenhang von Ding und Werkstoff auf. Farbe ist die atmosphärisch ein Halb-Ding zwischen Raum und Betrachter; sie tendiert zur subjektzentrierten, stimmungsbezogen Wahrnehmung. Farbwirkungen werden ähnlich distanzlos wie Geruch und Klang wahrgenommen. In der Welt der Farbe spielen Emotion, Gemütslage und Organempfindung eine zentrale Rolle und machen intersubjektive Begründungen äußerst schwierig.
Damit widerspricht Farbe dem universellen Geltungsanspruch der Architektur als öffentliche Kunst gerade in der Moderne nach 1800, die die Rezeption des Gebauten objektivieren will.
Gegen diese verbreitete Farbenskepsis gibt es Versuche einer Rehabilitierung der Farbe, die von Goethe bis zur Kunst der De Stijl-Bewegung reichen. Es geht um die sinnlich-sittliche Wirkungsästhetik der Farbe, die geschlossen Räume aufsprengt und neue plastische, zuweilen a-tektonische Bezüge eröffnet. Am Beispiel eines frühen Farbraumes von Rem Koolhaas – das Nederlands Danstheater in Den Haag 1987 – soll beschrieben werden, wie Farbe als Schnittstelle zwischen Oberfläche und Raum eingesetzt wird.
In der Ornamenttheorie des 19. Jahrhundert galt die Dekoration als „das Lächeln der Materie“, als Belebung des Anorganischen durch beseelende Formgebung. Vielleicht ist die Farbe das, was nach der totalen Verdrängung des Ornaments von dem Versöhnungsgedanken einer dem Menschen zugetanenen, lächelnden Materie heute übrig geblieben ist.

*1958 in Paderborn, Studium der Germanistik, Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main. Magister-Abschluss 1985. Promotion 1995 in Karlsruhe bei Heinrich Klotz und Hans Belting über Kunsttheorie im 19. Jahrhundert. 1995/96 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1999/2000 Lehrstuhlvertretung für Friedrich Achleitner an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Von 1986 bis 2007 Redakteur, Architekturkritiker und Auslandskorrespondent u.a. bei F.A.Z., SPIEGEL und DIE ZEIT. Seit 2007 Professor für Geschichte und Theorie der Bau- und Raumkunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig.

Forschungsschwerpunkte: Städtebau im 19. Jahrhundert; Reurbanisierung der Nachkriegsmoderne, Raumtheorie.

Jüngste Veröffentlichungen:
(Hg.) Camillo Sitte Gesamtausgabe. Bd. 1 - 6. Böhlau-Verlag, Wien-Köln-Weimar 2003-2014
Coop Himmelb(l)au, Complete Works. Taschen-Verlag, Köln 2010
Von der Sozialutopie zum städtischen Haus. Texte und Interviews von Hans Stimmann. DOM-Publishers, Berlin 2011
Zwischen Traum und Trauma. Stadtplanung der Nachkriegsmoderne. DOM-Publishers, Berlin 2011

Anne Marie Neser
Radikal in Farbe

26.11., 09:30 – 11:30 Uhr

Architektur appelliert an all unsere Sinne. Sie sind die Maßeinheit, die in Windeseile die Qualität eines Raumes ermisst und ihn als akzeptabel oder eben unbrauchbar bestimmt. Teil dieses archi-tektonischen Systems sind die Farben und Oberflächen, die mit der Form interagieren. Farben haben eine unmittelbare Wirkung auf die Wahrnehmung der architektonischen Umgebung und damit beträchtlichen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Um das Potential von Farbe in der Architek-tur zu verstehen, muss man erforschen, wie sich Farben an einem bestimmten Ort im vorhandenen Licht entfalten, wie sie ihre Umgebung beeinflussen und die Erfahrbarkeit des Ortes unterstützen. Eine konzentrierte Wahrnehmung, das genaue Beobachten und Erforschen führt zum Erkennen und im besten Fall zu Transformation und Gestaltung. Dazu gehört zuerst auch ein nicht zielgerich-tete Wahrnehmungsprozess, um die unterschiedlichen Aspekte eines komplexen Systems aufzu-spüren; dazu gehört dann der Blick von oben, der derzeit eine Renaissance erlebt und den Maß-stab verändert, ebenso der Blick in die Tiefe, wo noch nicht geborgene Schätze lagern und ganz wichtig: das Experiment, ein Möglichkeitsraum. «Der schlimmste Vorwurf, den man mir machen könnte, wäre der, ich hätte einen Stil entwickelt. Das würde ja bedeuten, dass ich aufgehört habe zu experimentieren». Dieses Statement stammt von einem Gestalter, der mit dem Entwurf eines eigentlichen beinlosen Stuhls weltberühmt wurde. Verner Panton, ein unermüdlicher Nestkonstrukteur und einfallsreicher Geschicklichkeitskünstler, führt das Spiel mit den Farben und Sinnen zum Höhepunkt. Von der Bauhausbewegung beein-flusst hat er mit seinem ganzheitlichen Gestaltungswillen, den gesamten Raum, also Boden, Wand, Decke umspannt und knüpft dabei an historische Raumvorstellungen an, die ihm als Anre-gungen dienen.

Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Politischen Wissenschaft in Heidelberg und Berlin (M.A.). 2005 Promotion im FB Architektur an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Dr. Johann F. Geist (Dr. Ing.). Meine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Denkmalpflege, Architekturfar-bigkeit sowie der Wahrnehmung der Stadt. Seit 1996 tätig als bauhistorische Gutachterin, Autorin und Unternehmensberaterin. Lehraufträge an der FH Potsdam und am »Haus der Farbe« in Zürich. Seit Juni 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität Wuppertal im Lehrgebiet »Didaktik der Visuellen Kommunikation« und Koordinatorin des Forschungsprojektes: »Farbakademie - Erforschung des Bildungs- und Praxisfeldes Farbe«.

Klaus Jan Philipp
Farbe interpretiert Architektur

25.11., 10:00 – 12:00 Uhr

Farbe begleitet Architektur als Materialfarbe oder als applizierte Farbe seit den ersten Anfängen. Farbe unterstützt die Struktur eines Bauwerks, sie kann ihr auch entgegenarbeiten und ein Eigenleben führen. Bauten werden bunt geschmückt, bedacht auf ihre Umgebung farbig gefasst oder sind monochrome Solitäre, auf denen sich die Farben der Umgebung abzeichnen. Immer ist Farbe mit im Spiel. Eine farblose Architektur gibt es nicht. Im Vortrag werden Beispiele aus der Geschichte der europäischen Architektur präsentiert und deren Farbgeschichten dargestellt. Dabei wird deutlich, dass Farbe ein Medium ist, das Bauten immer wieder neu interpretiert.

*1957, studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie in Marburg und Berlin (FU). 1985 wurde er in Marburg mit einer Arbeit über spätmittelalterliche Sakralarchitektur promoviert („Pfarrkirchen. Funktion, Motivation, Architektur“). 1988/89 erarbeitete er am Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt am Main die Ausstellung „Revolutionsarchitektur“. Von 1989 bis 1996 war er Assistent am Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart, wo er sich 1996 mit der Arbeit „Um 1800: Architekturtheorie und Architekturkritik in Deutschland“ habilitierte. Nach einer Vertretungsprofessur in Bonn und einer Hochschuldozentur in Stuttgart war er von 2003–2008 Professor für Baugeschichte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (ab 2006 HafenCity Universität). Seit 2008 leitet er als Professor das Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart. Ab 2014 ist Dekan der Fakultät Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart.
Zahlreiche Publikationen zur Architektur und Architekturtheorie.

Matthias Sauerbruch
Farbe als Material

25.11., 14:00 – 16:00 Uhr

In den 25 Jahren ihres Schaffens haben Sauerbruch Hutton Farbe in der Architektur neu definiert.
In seinem Vortrag spricht Matthias Sauerbruch über Farbe, Raum und Kontext im Werk von Sauerbruch Hutton.

*1955, Prof. Dipl. Ing, AA Dipl, Hon. FAIA Matthias Sauerbruch ist Architekt und Gründungspartner von Sauerbruch Hutton. Er war Professor an der TU Berlin, an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, an der Harvard Graduate School of Design und an der Universität der Künste Berlin. Matthias Sauerbruch ist Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen und gehört dem Baukollegium Zürich sowie dem Kuratorium der Stiftung Bauhaus Dessau an. Er ist Honorary Fellow des American Institute of Architects und Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.
Foto: © Kalle Koponen

Karl Schawelka
Die Freude an der Farbe und ihr Schatten

25.11., 10:00 – 12:00 Uhr

Für die kulturübergreifend beliebten Paradiesesdarstellungen ist Buntheit kennzeichnend. Unsere Liebe zur Farbe und die vielen Maßnahmen eine von Menschen gestaltete Umwelt einem Paradies anzunähern stehen damit im Einklang. Die Sehnsucht nach dem Paradies lässt sich zwar biologisch gut begründen und viele Kulturphänomene werden dadurch verständlich, es trifft auch zu, dass es uns „zu bunt“ werden kann. Im Vortrag wird die These entwickelt dass es auch einen antagonistischen Prozess geben muss der der ungehemmten Freude an der Farbe entgegen wirkt. Unsere Kleidung oder unsere Umwelt sind keineswegs so bunt wie es möglich wäre. Sozialer Zwang allein reicht zur Erklärung nicht aus. Verschiedene Modelle eines dialektischen Zusammenwirkens von Chromophilie und Chromophobie werden kurz angeführt. Gibt es einen Regelkreis oder einen optimalen Wert?
Wenn Buntheit auf unsere emotionale Befindlichkeit einwirkt und das Belohnungssystem des Körpers aktiviert, so dürfte umgekehrt auch der Zustand unseres Körpers einen Einfluss darauf haben wie wir Farbe wahrnehmen und sie bewerten. Sie kann beispielsweise bei Schwerarbeit oder in einer Prüfungssituation fehl am Platze sein und stören. Je nach den dringenden biologischen Aufgaben, die sich der Körper stellt, läuft die Farbwahrnehmung anders ab. Farben erzeugen Aufmerksamkeit und sollten nach Maßgabe der im Augenblick geltenden Prioritäten diese auch verdienen. Die Semantik spielt dabei eine Rolle, d.h. die Frage welche Objekte welche Farben aufweisen und ob dies in der gegebenen Situation gerechtfertigt ist. Farben gliedern das Wahrgenommene. Was die gleiche Farbe aufweist sollte zusammen gehören. Bei solchen Bewertungsvorgängen der Umgebungsfarbigkeit je nach Zustand des Wahrnehmenden geht es nicht mehr allein um die Farbigkeit sondern um eine Gesamtbewertung hinsichtlich der im Augenblick zu lösenden Aufgaben in der auch kulturelle und soziale Faktoren eine Rolle spielen. Eine rein ästhetische Betrachtung ist unzureichend.

Prof. Dr. Karl Schawelka hat zunächst Malerei studiert, ehe er sich der Kunstgeschichte zuwandte. Nach Promotion und Habilitation in München und Stationen in Erlangen und Kassel vertrat er von 1993 bis 2010 an der Bauhaus-Universität Weimar das Lehrgebiet „Geschichte und Theorie der Kunst“. Von 2002-2007 war er Vorsitzender des Deutschen Farbenzentrums. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Zeitgenössische Kunst, Kunsttheorie, Wahrnehmungslehre und Theorie der Farbe, sowie Kunst im öffentlichen Raum.

Hermann Schmitz
Schall und Farbe in Raum und Zeit

26.11., 18:00 – 19:30 Uhr

Lino Sibillano
Farbstrategien in der Architektur. Das raumgestalterische Potenzial von Farbe

25.11., 10:00 – 12:00 Uhr

Der Vortrag präsentiert die Ergebnisse und Arbeitsmethoden des jüngsten Forschungsprojekts vom Haus der Farbe – Fachschule für Gestaltung in Handwerk und Architektur. Im Projekt «Farbstrategien in der Architektur» wurde in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Architektur und Landschaftsarchitektur der Universität Edinburgh das raumgestalterische Potenzial von Farbe erforscht. Anhand von Bauten aus dem 20. und 21. Jahrhundert, von der Architekturikone bis zum versteckten Kleinod, werden im Referat sechs unterschiedliche Strategien im Umgang mit Farbe in der Architektur vorgestellt. Sie zeigen jeweils einen spezifischen konzeptionellen Ansatz für die Planung des Zusammenspiels von Farbe und Raum. Allen Strategien gemeinsam ist, dass die Farbe der Architektur Identität verleiht und einen gestalterischen sowie funktionalen Mehrwert schafft.

Studium der Kunstgeschichte, Theater- und Musikwissenschaft an den Universitäten Zürich und Bern. Von 1998 bis 2001 Assistent am Collegium Helveticum, einem Institut für Transdisziplinarität der ETH Zürich, wo er unter anderem das Artist-in-Residence-Programm betreute. Seit 2001 Co-Leiter am Haus der Farbe – Fachschule für Gestaltung in Handwerk und Architektur in Zürich. 2004 Mitbegründer von PROJEKT ART+, einem Labor für disziplinen- und kulturenübergreifende künstlerische Zusammenarbeit. Daraus entstanden ist die Internetplattform www.citysharing.ch.
Im Rahmen der Forschungswerkstatt vom Haus der Farbe haben Stefanie Wettstein und Lino Sibillano verschiedene Bücher und Texte zum Thema Farbgestaltung in der Architektur publiziert.

Manfred Speidel

25.11., 14:00 - 16:00 Uhr

Manfred Speidel lehrte bis 2001 Architekturtheorie an der RWTH Aachen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. die Architektur Japans und das Lebenswerk Bruno Tauts, dessen Schriften Manfred Speidel beim Gebr. Mann Verlag neu herausbringt.

Jakob Steinbrenner
Wo ist sie denn, die Farbe? Philosophische Verortung der Farbe zwischen Relativismus und Reduktionismus

25.11., 14:00 – 16:00 Uhr

Für den gewöhnlichen Mann auf der Straße scheint es einleuchtend zu sein, dass Farben sichtbare Eigenschaften der Gegenstände sind. Für Philosophen ist dies alles andere als klar. So reichen die in der Philosophie vertretenen Auffassungen von der Leugnung der Existenz von Farben über die Vorstellung, dass Farben nur in unserem Geist existieren bis zur Auffassung, dass Farben bestimmte Oberflächenstrukturen sind. In dem Vortrag soll ein kurzer kritischer Überblick über die verschiedenen Positionen gegeben werden.

*in Frankfurt. Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt und München. Habilitation im Fach Philosophie in München 2002. Professurvertretungen an der LMU München, der Uni. Stuttgart und der Uni. Münster, seit Oktober 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Uni. Stuttgart. Er ist Mitherausgeber von Farben: Betrachtungen aus Philosophie und Naturwissenschaften, Frankfurt a. M.: Suhrkamp (stw) 2007 (zus. mit S. Glasauer); und Farben in Kunst- und Geisteswissenschaften, Regensburg: Schnell & Steiner, 2011 (zus. mit C. Wagner u. O. Jehle).

 

Katrin Trautwein
Die Farbe ist Material

25.11., 10:00 – 12:00 Uhr

Die Farbe Lichtweiss funkelt wie frisch gefallener Schnee. Sie setzt sich aus Marmorkristallen, Wasser und Weissleim zusammen. Elfenbeinschwarz, das von Le Corbusier, Renoir und anderen Künstlern bevorzugte Schwarz, ist aus geglühten Rinderknochen. Mischungen der beiden Farben erzeugen leuchtende Grautöne. Wie verändert sich ein Raum, den man nicht mit Farben aus diesen Pigmenten sondern mit Farben gestaltet, die im Farbton gleich aber aus konventionellen Titanweiss- und Oxidschwarzpigmenten sind? Mit Blick auf die im Raum wirksamen und als Atmosphäre erfahrbaren Wechselwirkungen zwischen Oberflächen, Pigmenten und Licht schlägt der Vortrag eine Antwort vor.

*1962, Chemikerin, Doktorarbeit auf dem Gebiet der Evolutionsbiologie, Gründerin und Geschäftsführerin der Farbmanufaktur kt.color. Von Farbproben ausgehend ab 1997 die Erforschung der Farben, die Le Corbusier in seiner Architektur einsetzte. Nach der Herausgabe der Farben Le Corbusiers folgten weitere ökologisch hochstehende und spektakuläre Farbreihen, die ihrer Firma weltweit Aufmerksamkeit brachten. Neuere Publikationen: 128 Farben, Musterbuch für Architekten, Denkmalpfleger und Restauratoren (Birkhäuser, 2010) und Schwarz (Lars Müller, 2014). Ab April 2016 Scholar-in-Residence des Getty Centers in Kalifornien, Auszeichnung des Deutschen Werkbunds mit dem Werkbund Label 2014.

Stefanie Wettstein
Farbstrategien in der Architektur. Das raumgestalterische Potenzial von Farbe

25.11., 10:00 – 12:00 Uhr

Der Vortrag präsentiert die Ergebnisse und Arbeitsmethoden des jüngsten Forschungsprojekts vom Haus der Farbe – Fachschule für Gestaltung in Handwerk und Architektur. Im Projekt «Farbstrategien in der Architektur» wurde in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Architektur und Landschaftsarchitektur der Universität Edinburgh das raumgestalterische Potenzial von Farbe erforscht. Anhand von Bauten aus dem 20. und 21. Jahrhundert, von der Architekturikone bis zum versteckten Kleinod, werden im Referat sechs unterschiedliche Strategien im Umgang mit Farbe in der Architektur vorgestellt. Sie zeigen jeweils einen spezifischen konzeptionellen Ansatz für die Planung des Zusammenspiels von Farbe und Raum. Allen Strategien gemeinsam ist, dass die Farbe der Architektur Identität verleiht und einen gestalterischen sowie funktionalen Mehrwert schafft.

Studium der Kunstgeschichte an der Universität Zürich. 1996 promovierte sie mit einer Dissertation über Dekorationsmalerei um 1900. Von 1986 bis 1999 hat sie im Bauforschungsteam der Firma Fontana & Fontana AG, Werkstätten für Malerei in Jona-Rapperswil gearbeitet. Von 1993 bis 1997 war sie Assistentin bei Prof. Werner Oechslin am Institut für Geschichte und Theorie der ETH Zürich. Seit 1999 ist sie Co-Leiterin am Haus der Farbe – Fachschule für Gestaltung in Handwerk und Architektur in Zürich.
Im Rahmen der Forschungswerkstatt vom Haus der Farbe haben Stefanie Wettstein und Lino Sibillano verschiedene Bücher und Texte zum Thema Farbgestaltung in der Architektur publiziert.