Detlef Beer
Orte der Farbe im Bild auf der Leinwand im Atelier
des Künstlers
26.11., 13:30 – 15:00 Uhr
Als bildender Künstler, insbesondere als Maler mit Pinsel und Farbe
vor der Leinwand, ist für mich das Atelier der wichtigste Ort der
Farbe - dort wo meine Bilder entstehen. Dieser architektonische Ort
ist sehr einfach gehalten mit weißen Wänden und grauschwarzem
Fußboden. Hier entsteht mein eigentlicher Ort der Farbe: im Malen
eines Bildes der Ort der Farbe auf der Leinwand im Wechselspiel zum
Ort der anschaulichen Erkenntnis durch den kontrollierenden Blick des
Auges. Bis jener während des Malens zu erreichende Ort der Farbe eine
endgültige Fassung auf der Leinwand findet, gibt es im Prozess des
Entstehens ein ständiges Wechselspiel zwischen Auge und Leinwand,
zwischen subjektiv-gedanklichem Ort der Bildidee und
objektiv-materialem Ort der ausgeführten Malvorgänge auf der Leinwand.
Diese Tatsache ist so banal wie grundlegend und gilt jedesmal von
neuem, wobei die anteiligen Verhältnisse meiner Bildidee und deren
Ausführung von Fall zu Fall verschieden ist. Mal weiß ich genau, wie
es werden soll und wie es aus Erfahrung mit malerischen Mitteln so und
so umsetzen ist, mal habe ich nur eine ungefähre Bildidee, und das
Bild entsteht in der Auseinandersetzung mit dem gerade Entstandenem,
von dem ich Sekunden zuvor noch nicht wußte, wie es gleich aussehen
wird – Routine und Erfahrung auf der einen, Experiment und mehr oder
weniger kalkulierter Zufall auf der anderen Seite, beide oft im
Wechsel von Sekundenbruchteilen. Erst die Auseinandersetzung dieser
beiden Bedingungen zur Entstehung eines Ortes der Farbe macht die
endgültige Formulierung auf der Leinwand möglich – mit dem Resultat
des fertigen Bildes als neu geschaffenem Ort der Farbe. So dient der
architekonische Ort meines Ateliers zur Entstehung eines Ortes der
Farbe auf der Leinwand - in einem gemalten Bild.
*1963 in Wolfenbüttel, 1982 Studium Kunst-und Werkpädagogik, HBK
Braunschweig. 1987 -1991 Studium Freie Bildende Kunst, HBK
Braunschweig, Diplom, Meisterschüler H.G.Prager 1990 Studium
Kunstgeschichte, Nebenfächer Philosophie und Geschichte, TU
Braunschweig. 1992 Studium Kunstgeschichte, Nebenfächer Philosophie
und Klassische Archäologie, Universität Bonn. 1995 Magister
Artium.
Arbeitet als bildender Künstler mit Schwerpunkten
Malerei und Zeichnung.
Wim van den Bergh
25.11., 11:30 – 12:30 Uhr
*1955 in Brunssum (NL), ist praktizierender Architekt, Gelehrter
und Lehrer. Er studierte Bauingenieurwesen und Architektur an der
Universität Eindhoven (NL). Als Architekt erhielt er neben anderen
Auszeichnungen 1986 die Goldmedaille des “Prix de Rome für
Architektur”. Seine Entwürfe wurden vielfach veröffentlicht und
ausgestellt. Neben seiner Tätigkeit als Designer, Architekt /
Forscher, gründete er “ICARU-S” (International Center for
Architectural Research and Urban Studies). Zwischen 1988 bis 1993
war an der Architectural Association School of Architecture in
London, in 1992/94/97 war er Gastprofessor an der Cooper Union in
New York und war als Gastprofessor in Dänemark, Finnland,
Deutschland und der Schweiz. Von 1993 bis 2002 war er der Leiter der
Akademie für Architektur in Maastricht, 1996-99 war er Professor für
Architektur an der Delft University und von 1997 bis 2001 ebenfalls
an der Universität Eindhoven. Zur Zeit ist er Gastprofessor an der
Mackintosh School of Architecture in Glasgow und Vollzeit-Professor
an der RWTH Aachen, wo er den Lehrstuhl für Wohnbau und Entwerfen
halt. In seinen veröffentlichten Forschungsprojekten beschäftigte er
sich unter anderem mit russischer Avantgarde-Architektur, Villen,
Wohnbau, Museumskonzepten, Pataphysik, dem Labyrinth und dem Turm
von Babel, Design als Forschung, Architekturlehre, dem Penthouse von
Chalres De Beistigui, dem Haus von Curzio Malaparte, dem House von
K.S. Melnikov und den Arbeiten von Architekten wie F.P.J. Peutz,
John Hejduk, Dom Hans van der Laan, Raoul Bunschoten und Luis
Barragán.
Nikolaus Bienefeld
Die Architektur der Farbe
27.11., 09:30 – 11:30 Uhr
*1958 in Wesseling, studierte von 1983 – 1989 Malerei und
Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, war Meisterschüler bei
Prof. Jan Dibbets. 2000 – 2001 Professor i.V. an der FH Lippe und
Höxter in Detmold im Fachbereich Architektur und Innenarchitektur in
den Bereichen Grundlagen des Entwerfens sowie Raum und
Farbgestaltung. Seit 2007 Lehrbeauftragter für Konstruktion und
Entwurf an der Fachhochschule Köln Konzeptuelles Entwerfen /
Konstruktion. Seit 2009 Professor Vertreter für Konstruktion und
Entwurf an der Fachhochschule Köln Konzeptuelles Entwerfen /
Konstruktion im Bachelor– und Masterstudiengang. Seit 2014 Professor
für Entwerfen, Konstruktion und Gebäudelehre.
Jasper Cepl
Zur Verortung der Farbe im Architekturdenken
26.11., 15:00 – 16:00 Uhr
Als Ort der Farbe steht der Audienzsaal im Schloss Augustusburg,
Brühl, am Anfang der Betrachtung. Dort gibt es eine reiche Stuckdecke,
die Fragen aufwirft. Die plastischen Formen werden in ihr durch
gemalte, farbige Scheinschatten begleitet. Sie sollen den Eindruck
erwecken, als sei der Saal mit Sonne erfüllt. Die Farbe sorgt so für
eine Wirkung, die vom Licht herrühren müsste. Ausgehend davon stellt
sich die Frage, wie Licht und Farbe zueinander stehen und inwiefern
sie einander ergänzen. Über das Zusammenspiel, aber auch über den
Widerstreit von Licht und Farbe in der Architektur ist viel gesagt und
geschrieben worden. Ein Blick auf eine Reihe unterschiedlicher
Sichtweisen soll im folgenden verdeutlichen, wie man Licht und Farbe
jeweils verstehen kann. Gefragt werden soll weiter danach, welche
eigentümlichen Eigenschaften Licht und Farbe jeweils aufweisen und wie
ihnen ein gebührender Platz unter den architektonischen
Gestaltungsmitteln zugewiesen werden könnte. Beide können
gleichermaßen zur Klärung oder Verklärung von Form und Raum eingesetzt
werden. Es ist zu letzterem gesagt worden, dass die Stimmung des
Raumes von seiner Farbe abhängt, oder von seiner Beleuchtung;
anderseits verdanken wir es aber auch dem Licht und der Farbe, dass
die Formen für uns erst erkennbar werden.
Zudem fragt sich, wie die Farbe als architektonisches
Gestaltungsmittel weiter verortet werden kann und welchen Beitrag sie
neben den plastischen Mitteln bei der Modulierung der
architektonischen Oberfläche spielt. Desweiteren ist die Frage, was es
bedeutet, wenn die Farbe aus der Materialität hervorgeht, oder wenn
die Farbe sie überspielt (wie etwa in Karl Friedrich Schinkels
Verwendung von Zinkguss-Bauteilen, die als solche nicht mehr zu
erkennen sind)?
Wie hier angedeutet, soll versucht werden, Farbe im Vergleich mit
anderen architektonischen Gestaltungsmitteln genauer zu erfassen.
*1973, Studium der Architektur an der RWTH Aachen und der TU
Berlin. Diplom 2000, Promotion zum Dr.-Ing. 2006. Habilitation im
Fach Architekturtheorie 2013. Professor für Architekturtheorie an
der Hochschule Anhalt in Dessau. Davor u. a. 2003–2013
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin. Zahlreiche
Veröffentlichungen zu Architektur und Städtebau in der Moderne,
u.a.: Oswald Mathias Ungers. Eine intellektuelle Biographie, Köln
2007.
Jürgen Hasse
Die »Farbe der Stadt« – zur situativen
Farb-Wahrnehmung von Architektur
26.11., 13:30 – 15:00 Uhr
Farbe wird im Bereich der Architektur an Bauten bzw. deren Materialien
wahrgenommen. Dabei kommunizieren die Oberflächenfarben mit den
Flächenfarben, die in ihrem quasi-stofflichen Charakter
Erlebnis-Hintergründe bilden. Farbe erweist sich in der relativen
Stetigkeit ihrer Präsenz als kategoriales Medium der Architektur. Sie
vermittelt symbolische Bedeutungen und leiblich spürbare Eindrücke.
Trotz ihrer suggestiven und immersiven Macht beeindruckt keine Farbe
ohne einen Träger. Meist sitzt sie physischen Stoffen auf. In ihrem
Eindrucks-Effekt kombiniert sie sich mit dem Affizierungspotential von
Textur und Gestalt der Baustoffe. Deshalb gibt es nicht nur farbiges
Gestein, sondern gelblich-ockerfarbenen Sandstein, der sich mit
Gefühlen der Behaglichkeit aufladen lässt und weißlichen Tuffstein,
der sich für die Inszenierung des Morbiden (z.B. in der
Grabarchitektur) anbietet. Der ästhetisch „programmierte“ Stein bietet
sich als Fassadenmaterial an, das im natürlichen wie im künstlichen
Licht Atmosphären tönt und das Erleben eines Ortes stimmt. Dabei
spielt die Funktion eines Ortes in der Gesellschaft eine zentrale
Rolle. Farbe ist ein kommunikatives Element von Architektur. Daher
steht sie im Sinne von Hermann Schmitz im Rahmen von Situationen. Eine
Situation hat drei Ebenen, auf denen sich je spezifische Bedeutungen
konstituieren. Evident ist (1) der sachverhaltliche Charakter der
Farbe, der Umstand, dass sie – so oder so – an einer Sache „ist“. In
aller Regel folgt sie in ihrem Ausdruck (2) einem Programm; sie soll
eine bestimmte atmosphärische Wirkung entfalten und die Konstitution
einer Stimmung fördern. Mitunter wird sie (3) für die von einer
Farb-„Emission“ Betroffenen zum Problem. Die situative Gebundenheit
von „Farblichem“ steht auch im Hintergrund von Lewis Mumfords Metapher
von der „Farbe der Stadt“,Rilkes „schwarzer“ Stadt“ und Minkowskis
„schwarzem Raum“.
Hasse, Jürgen, Dr. rer. nat. habil. Von 1993 bis 2015
Universitätsprofessor am Institut für Humangeographie der
Goethe-Universität Frankfurt am Main. Forschungsschwerpunkte:
Phänomenologische Raumforschung, Mensch-Natur-Verhältnis. Zahlreiche
Buchveröffent-lichungen zu phänomenologischen und
kulturwissenschaftlichen Themen. Zuletzt: Atmosphären der Stadt
(JOVIS 2012), Was Räume mit uns machen und wir mit ihnen (Alber
2013), Der Leib der Stadt (Alber 2014). Im Frühjahr 2015 bei Herder:
Versunkene Seelen. Begräbnisplätze ertrunkener Seeleute im 19.
Jahrhundert.
https://jhasse.com
Isabel Haupt
Materialfarbigkeit. Anmerkungen zu Semantik und
Substanz farbiger Materialien bei historischen Bauten
27.11., 09:30 – 11:30 Uhr
Bestimmen Baustoffe mit ihrer Materialfarbigkeit
Architekturoberflächen, sind Farbe und Form – und zudem oftmals auch
Konstruktion – untrennbar miteinander verbunden. Ausgehend von der ab
1932 auf der Schweizer Rheinseite bei Möhlin erbauten Baťa-Kolonie
wird der Einsatz farbiger Materialien als «Informationsträger»
(Bandmann) beleuchtet. Historische materialsichtige
Architekturoberflächen entwickeln zudem mit ihren Alterungsspuren eine
ganz spezifische Ästhetik und ihre Originalsubstanz macht sie zu
aussagekräftigen Geschichtszeugnissen. Damit werfen materialfarbige
Oberflächen bei historischen Bauten hinsichtlich des möglichen Umgangs
mit ihrer Substanz ganz andere Fragen auf als Farbfassungen bemalter
Häuser. Anhand ausgewählter Beispiele werden die spezifischen
Herausforderungen zwischen Erhalt und Ersatz farbiger Materialien
thematisiert.
Isabel Haupt, Dr. sc. techn. ETH, stellvertretende Denkmalpflegerin
des Kantons Aargau (CH), hat an der TU München Architektur studiert,
unterrichtete an verschiedenen Hochschulen und pflegt seit 2007
hauptberuflich Denkmale.
Andreas Hebestreit
Die Farbe im Zeitalter der Aufklärung
27.11., 09:30 – 11:30 Uhr
Als repräsentativer „Ort der Farbe“ im Zeitalter der Aufklärung wurde
die so genannte Sommerprälatur im südbadischen Schloss Salem gewählt.
Der eigentliche Ausgangsort für eine Interpretation der Farbe im
Zeitalter der Aufklärung ist diesem Raum allerdings vorgelagert. Und
zwar sowohl räumlich als auch zeitlich. Es ist ein gleichsam
utopischer Ort, den es erst noch näher zu umschreiben gilt. Der
Grundriss stammt von Isaac Newton, der damit die Prinzipien der
Glorious Revolution illustriert. Der aufgeklärte Absolutismus macht
sich diese enzyklopädisch ausgebreitete Farbigkeit unter den
Vorzeichen des irisierenden Muschelwerks zu Eigen. In der zweiten
Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts verlangt ein emergentes Bürgertum
an Stelle eines höfischen Schimmerns und Glänzens zunehmend nach einem
klaren Bekenntnis zur Farbe als Substanz und Materie. Mit dem Ruf nach
Malerischem unterstreicht das aufstrebende Bürgertum seinen Anspruch
auf eine substantielle Beteiligung an Macht und Wohlstand.
*1944 als Sohn des Architekten Hans-Joachim Hebestreit. Nach dem
Abitur verfolgte er zunächst die Absicht Kunsterzieher zu werden.
Nach einem Studienjahr in Genua wechselte er aber in die
Kommunikationsberatung. Neben seiner Tätigkeit als bildender
Künstler hat er sich ständig autodidaktisch weitergebildet.
Buchveröffentlichungen: „Die vielen, die wenigen und die anderen,
Eine Kulturkritik“ (1995), „Die soziale Farbe, Wie Gesellschaft
sichtbar wird“ (2007), „Im Namen des Wolfs, Über keltische „rites de
passage““ (2013).
Aufsätze und Vorträge unter
www.symbolforschung.ch
Klaus W. v. Hinckeldey
Anmerkungen zur Verarbeitung von Farbe,
Form und Raum im menschlichen Gehirn
25.11., 14:00 – 16:00 Uhr
Menschen mit unbeeinträchtigter Farbsichtigkeit erleben die sie
umgebende Welt als ausgestattet mit einer Fülle an Farben, die sich
hinsichtlich Farbton, Helligkeit und Sättigung charakterisieren
lassen. Da Farben an Objekte, Räume und Umweltszenen sowie an deren
Fixierung in analogen und digitalen Medien gebunden sind, ist ein
zentrales Thema der Neurowissenschaften, wie die große Fülle an
visueller Information, die über die Retina ins Gehirn gelangt, trotz
fortlaufender Augen-, Kopf und Körperbewegungen sowie sich
verändernder Umwelt (Beleuchtungsverhältnisse, Schattenbildung,
Objektbewegungen) zu einem stabilen subjektiven Perzept der visuellen
Welt verarbeitet werden kann. Verfeinerte neurowissenschaftliche
Methoden haben dazu geführt, dass etablierte Ansichten und Theorien
über die segregierte, modulare Verarbeitung verschiedener Facetten des
retinalen Abbilds sowie deren Integration zu einem einheitlichen
Perzept modifiziert werden mussten. Auch die sprachliche
Charakterisierung von Farben mit bestimmten Farbnamen und deren
mögliche Universalität ist ein nicht abgeschlossenes Thema. Weit
strittiger und weniger gut erforscht sind die Auswirkungen der
Farbwahrnehmung auf das Erleben und Verhalten von Menschen auch über
den ästhetischen Eindruck hinaus. Von Kindheit an ist die
Farbwahrnehmung an explizite und implizite subtile Assoziationen mit
bestimmten Erfahrungen, Botschaften und Konzepten in bestimmten
Situationen geknüpft, die eine individuelle lebenslange Lerngeschichte
konstituieren. Es gibt aber auch Annahmen darüber, dass einige dieser
Assoziationen sich aus evolutionär vorgeformten Prädispositionen zum
Einfluss bestimmter Farben ergeben und daher interindividuell zu
ähnlichen Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen führen. Diese können
aber je nach situativem Kontext sehr unterschiedlich ausfallen.
Entsprechend sind viele Ergebnisse angewandter Design- und
Konsumentenforschung zur Auswirkung farblicher Gestaltung von Räumen
methodisch nicht haltbar.
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Klaus Willmes-von Hinckeldey ist
Professor für Neuropsychologie und leitet das Lehr- und
Forschungsgebiet Neuropsychologie an der Klinik für Neurologie in
der Uniklinik der RWTH Aachen mit Aufgaben in Lehre, Forschung und
neuropsychologischer Diagnostik. Nach dem Studium der Mathematik
(Diplom 1974) und Psychologie (Diplom 1979) an der RWTH Aachen wurde
er 1979 Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Aphasie von Prof. Poeck,
promovierte 1987 an der Universität Trier und habilitierte 1994 an
der Universität Bielefeld. Er war maßgeblich am Aufbau der
Logopädiestudiengänge (Diplom, BSc. und MSc.) der Medizinischen und
Philosophischen Fakultät an der RWTH Aachen beteiligt. Seit 2014 ist
er zudem Direktor des Kompetenzzentrums für Gebärdensprache und
Gestik – SignGes – an der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen.
Seine neuropsychologischen Forschungsschwerpunkte sind numerische
Kognition und Akalkulie sowie Aufmerksamkeitsfunktionen und deren
Störungen sowie der Einsatz von funktioneller Bildgebung in der
kognitiven Neuropsychologie. Die Publikationen umfassen 8
psychologische Testverfahren und über 250 Originalarbeiten in
internationalen und nationalen Fachzeitschriften.
Léon Krier
27.11., 11:30 – 12:30 Uhr
Johannes Kühl
Der Ort der Farbe – die Atmosphäre der Erde
26.11., 09:30 – 11:30 Uhr
Ausgehend von einem besonderen Regenbogen-Erlebnis möchte ich zeigen,
wie alle Wege zur Erscheinung von Farben, die wir in der Physik
kennen, in der Atmosphäre der Erde anzutreffen sind. Hier, in der
Trübe zwischen Sonne und Erde, können die Verhältnisse auftreten, die
auf ganz verschiedene Weise Farbe aus nicht farbigen Bedingungen
hervorbringen. Dies kann im Einklang mit Goethes Zugang zur Farbe
angeschaut werden, ohne in einen Widerspruch zur übrigen Physik zu
geraten.
*1953 in Hamburg. Nach dem Besuch der Waldorfschule und Zivildienst
in der Landwirtschaft Studium der Physik, Mathematik und Chemie in
Hamburg und Göttingen. Anschließend wissenschaftliche Mitarbeit an
der naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum in Dornach,
Schweiz. Von 1982 bis 1996 Oberstufenlehrer an der Waldorfschule
Stuttgart Uhlandshöhe. Seit 1996 Leiter der Naturwissenschaftlichen
Sektion. Arbeiten zu verschiedenen Gebiete der Physik und
Technologie, insbesondere goetheanistische Optik und Farbenlehre,
sowie zur Physikdidaktik.
Publikationen u.a.: Höfe, Regenbögen,
Dämmerung. Stuttgart 2011
Alexander Markschies
25.11., 09:30 – 09:45 Uhr
*1969 in Berlin-Nikolassee, studierte Kunstgeschichte, klassische
Archäologie, mittelalterliche und neuere Geschichte an der LMU
München, der Universität Osnabrück, der TU Berlin, der Universität
Florenz und der Universität Bonn. 1994 schloss er das Studium mit
dem Magistertitel zu dem Thema Die Lettner der Marienkirche in
Gelnhausen ab. 1999 wurde er durch die Universität Bonn mit dem
Thema Gebaute Armut – San Salvatore e San Francesco al Monte in
Florenz promoviert. Seit 1998 war Markschies Redakteur der
Zeitschrift für Kunstgeschichte und von 2004 bis 2014
Mitherausgeber. Seit 2006 ist er Inhaber des Lehrstuhls und Institut
für Kunstgeschichte und seit 2014 Dekan der Fakultät Architektur der
RWTH Aachen.
Michael Mönninger
Farbe – Das Lächeln der Materie
26.11., 09:30 – 11:30 Uhr
Die Farbe hat in der Architektur der Moderne einen schweren Stand.
Ihre Verwendung ist nirgends selbstverständlich, sondern bedarf stets
der Rechtfertigung. Aufgetragene Farbe ist weder direkt an ihren Ort
noch an ihren materiellen Träger gebunden und löst den Zusammenhang
von Ding und Werkstoff auf. Farbe ist die atmosphärisch ein Halb-Ding
zwischen Raum und Betrachter; sie tendiert zur subjektzentrierten,
stimmungsbezogen Wahrnehmung. Farbwirkungen werden ähnlich distanzlos
wie Geruch und Klang wahrgenommen. In der Welt der Farbe spielen
Emotion, Gemütslage und Organempfindung eine zentrale Rolle und machen
intersubjektive Begründungen äußerst schwierig.
Damit widerspricht Farbe dem universellen Geltungsanspruch der
Architektur als öffentliche Kunst gerade in der Moderne nach 1800, die
die Rezeption des Gebauten objektivieren will.
Gegen diese verbreitete Farbenskepsis gibt es Versuche einer
Rehabilitierung der Farbe, die von Goethe bis zur Kunst der De
Stijl-Bewegung reichen. Es geht um die sinnlich-sittliche
Wirkungsästhetik der Farbe, die geschlossen Räume aufsprengt und neue
plastische, zuweilen a-tektonische Bezüge eröffnet. Am Beispiel eines
frühen Farbraumes von Rem Koolhaas – das Nederlands Danstheater in Den
Haag 1987 – soll beschrieben werden, wie Farbe als Schnittstelle
zwischen Oberfläche und Raum eingesetzt wird.
In der Ornamenttheorie des 19. Jahrhundert galt die Dekoration als
„das Lächeln der Materie“, als Belebung des Anorganischen durch
beseelende Formgebung. Vielleicht ist die Farbe das, was nach der
totalen Verdrängung des Ornaments von dem Versöhnungsgedanken einer
dem Menschen zugetanenen, lächelnden Materie heute übrig geblieben
ist.
*1958 in Paderborn, Studium der Germanistik, Philosophie,
Soziologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main.
Magister-Abschluss 1985. Promotion 1995 in Karlsruhe bei Heinrich
Klotz und Hans Belting über Kunsttheorie im 19. Jahrhundert. 1995/96
Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1999/2000
Lehrstuhlvertretung für Friedrich Achleitner an der Universität für
Angewandte Kunst Wien. Von 1986 bis 2007 Redakteur,
Architekturkritiker und Auslandskorrespondent u.a. bei F.A.Z.,
SPIEGEL und DIE ZEIT. Seit 2007 Professor für Geschichte und Theorie
der Bau- und Raumkunst an der Hochschule für Bildende Künste in
Braunschweig.
Forschungsschwerpunkte: Städtebau im 19. Jahrhundert;
Reurbanisierung der Nachkriegsmoderne, Raumtheorie.
Jüngste Veröffentlichungen:
(Hg.) Camillo Sitte Gesamtausgabe. Bd. 1 - 6. Böhlau-Verlag,
Wien-Köln-Weimar 2003-2014
Coop Himmelb(l)au, Complete Works. Taschen-Verlag, Köln 2010
Von der Sozialutopie zum städtischen Haus. Texte und Interviews von
Hans Stimmann. DOM-Publishers, Berlin 2011
Zwischen Traum und Trauma. Stadtplanung der Nachkriegsmoderne.
DOM-Publishers, Berlin 2011
Anne Marie Neser
Radikal in Farbe
26.11., 09:30 – 11:30 Uhr
Architektur appelliert an all unsere Sinne. Sie sind die Maßeinheit,
die in Windeseile die Qualität eines Raumes ermisst und ihn als
akzeptabel oder eben unbrauchbar bestimmt. Teil dieses
archi-tektonischen Systems sind die Farben und Oberflächen, die mit
der Form interagieren. Farben haben eine unmittelbare Wirkung auf die
Wahrnehmung der architektonischen Umgebung und damit beträchtlichen
Einfluss auf unser Wohlbefinden. Um das Potential von Farbe in der
Architek-tur zu verstehen, muss man erforschen, wie sich Farben an
einem bestimmten Ort im vorhandenen Licht entfalten, wie sie ihre
Umgebung beeinflussen und die Erfahrbarkeit des Ortes unterstützen.
Eine konzentrierte Wahrnehmung, das genaue Beobachten und Erforschen
führt zum Erkennen und im besten Fall zu Transformation und
Gestaltung. Dazu gehört zuerst auch ein nicht zielgerich-tete
Wahrnehmungsprozess, um die unterschiedlichen Aspekte eines komplexen
Systems aufzu-spüren; dazu gehört dann der Blick von oben, der derzeit
eine Renaissance erlebt und den Maß-stab verändert, ebenso der Blick
in die Tiefe, wo noch nicht geborgene Schätze lagern und ganz wichtig:
das Experiment, ein Möglichkeitsraum. «Der schlimmste Vorwurf, den man
mir machen könnte, wäre der, ich hätte einen Stil entwickelt. Das
würde ja bedeuten, dass ich aufgehört habe zu experimentieren». Dieses
Statement stammt von einem Gestalter, der mit dem Entwurf eines
eigentlichen beinlosen Stuhls weltberühmt wurde. Verner Panton, ein
unermüdlicher Nestkonstrukteur und einfallsreicher
Geschicklichkeitskünstler, führt das Spiel mit den Farben und Sinnen
zum Höhepunkt. Von der Bauhausbewegung beein-flusst hat er mit seinem
ganzheitlichen Gestaltungswillen, den gesamten Raum, also Boden, Wand,
Decke umspannt und knüpft dabei an historische Raumvorstellungen an,
die ihm als Anre-gungen dienen.
Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Politischen
Wissenschaft in Heidelberg und Berlin (M.A.). 2005 Promotion im FB
Architektur an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Dr.
Johann F. Geist (Dr. Ing.). Meine Arbeitsschwerpunkte liegen in den
Bereichen Denkmalpflege, Architekturfar-bigkeit sowie der
Wahrnehmung der Stadt. Seit 1996 tätig als bauhistorische
Gutachterin, Autorin und Unternehmensberaterin. Lehraufträge an der
FH Potsdam und am »Haus der Farbe« in Zürich. Seit Juni 2014
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität
Wuppertal im Lehrgebiet »Didaktik der Visuellen Kommunikation« und
Koordinatorin des Forschungsprojektes: »Farbakademie - Erforschung
des Bildungs- und Praxisfeldes Farbe«.
Klaus Jan Philipp
Farbe interpretiert Architektur
25.11., 10:00 – 12:00 Uhr
Farbe begleitet Architektur als Materialfarbe oder als applizierte
Farbe seit den ersten Anfängen. Farbe unterstützt die Struktur eines
Bauwerks, sie kann ihr auch entgegenarbeiten und ein Eigenleben
führen. Bauten werden bunt geschmückt, bedacht auf ihre Umgebung
farbig gefasst oder sind monochrome Solitäre, auf denen sich die
Farben der Umgebung abzeichnen. Immer ist Farbe mit im Spiel. Eine
farblose Architektur gibt es nicht. Im Vortrag werden Beispiele aus
der Geschichte der europäischen Architektur präsentiert und deren
Farbgeschichten dargestellt. Dabei wird deutlich, dass Farbe ein
Medium ist, das Bauten immer wieder neu interpretiert.
*1957, studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische
Archäologie in Marburg und Berlin (FU). 1985 wurde er in Marburg mit
einer Arbeit über spätmittelalterliche Sakralarchitektur promoviert
(„Pfarrkirchen. Funktion, Motivation, Architektur“). 1988/89
erarbeitete er am Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt am Main die
Ausstellung „Revolutionsarchitektur“. Von 1989 bis 1996 war er
Assistent am Institut für Architekturgeschichte der Universität
Stuttgart, wo er sich 1996 mit der Arbeit „Um 1800:
Architekturtheorie und Architekturkritik in Deutschland“
habilitierte. Nach einer Vertretungsprofessur in Bonn und einer
Hochschuldozentur in Stuttgart war er von 2003–2008 Professor für
Baugeschichte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (ab 2006
HafenCity Universität). Seit 2008 leitet er als Professor das
Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart. Ab
2014 ist Dekan der Fakultät Architektur und Stadtplanung der
Universität Stuttgart.
Zahlreiche Publikationen zur Architektur
und Architekturtheorie.
Matthias Sauerbruch
Farbe als Material
25.11., 14:00 – 16:00 Uhr
In den 25 Jahren ihres Schaffens haben Sauerbruch Hutton Farbe in der
Architektur neu definiert.
In seinem Vortrag spricht Matthias
Sauerbruch über Farbe, Raum und Kontext im Werk von Sauerbruch
Hutton.
*1955, Prof. Dipl. Ing, AA Dipl, Hon. FAIA Matthias Sauerbruch ist
Architekt und Gründungspartner von Sauerbruch Hutton. Er war
Professor an der TU Berlin, an der Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart, an der Harvard Graduate School of Design und an der
Universität der Künste Berlin. Matthias Sauerbruch ist
Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen
und gehört dem Baukollegium Zürich sowie dem Kuratorium der Stiftung
Bauhaus Dessau an. Er ist Honorary Fellow des American Institute of
Architects und Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.
Foto:
© Kalle Koponen
Karl Schawelka
Die Freude an der Farbe und ihr Schatten
25.11., 10:00 – 12:00 Uhr
Für die kulturübergreifend beliebten Paradiesesdarstellungen ist
Buntheit kennzeichnend. Unsere Liebe zur Farbe und die vielen
Maßnahmen eine von Menschen gestaltete Umwelt einem Paradies
anzunähern stehen damit im Einklang. Die Sehnsucht nach dem Paradies
lässt sich zwar biologisch gut begründen und viele Kulturphänomene
werden dadurch verständlich, es trifft auch zu, dass es uns „zu bunt“
werden kann. Im Vortrag wird die These entwickelt dass es auch einen
antagonistischen Prozess geben muss der der ungehemmten Freude an der
Farbe entgegen wirkt. Unsere Kleidung oder unsere Umwelt sind
keineswegs so bunt wie es möglich wäre. Sozialer Zwang allein reicht
zur Erklärung nicht aus. Verschiedene Modelle eines dialektischen
Zusammenwirkens von Chromophilie und Chromophobie werden kurz
angeführt. Gibt es einen Regelkreis oder einen optimalen Wert?
Wenn Buntheit auf unsere emotionale Befindlichkeit einwirkt und das
Belohnungssystem des Körpers aktiviert, so dürfte umgekehrt auch der
Zustand unseres Körpers einen Einfluss darauf haben wie wir Farbe
wahrnehmen und sie bewerten. Sie kann beispielsweise bei Schwerarbeit
oder in einer Prüfungssituation fehl am Platze sein und stören. Je
nach den dringenden biologischen Aufgaben, die sich der Körper stellt,
läuft die Farbwahrnehmung anders ab. Farben erzeugen Aufmerksamkeit
und sollten nach Maßgabe der im Augenblick geltenden Prioritäten diese
auch verdienen. Die Semantik spielt dabei eine Rolle, d.h. die Frage
welche Objekte welche Farben aufweisen und ob dies in der gegebenen
Situation gerechtfertigt ist. Farben gliedern das Wahrgenommene. Was
die gleiche Farbe aufweist sollte zusammen gehören. Bei solchen
Bewertungsvorgängen der Umgebungsfarbigkeit je nach Zustand des
Wahrnehmenden geht es nicht mehr allein um die Farbigkeit sondern um
eine Gesamtbewertung hinsichtlich der im Augenblick zu lösenden
Aufgaben in der auch kulturelle und soziale Faktoren eine Rolle
spielen. Eine rein ästhetische Betrachtung ist unzureichend.
Prof. Dr. Karl Schawelka hat zunächst Malerei studiert, ehe er sich
der Kunstgeschichte zuwandte. Nach Promotion und Habilitation in
München und Stationen in Erlangen und Kassel vertrat er von 1993 bis
2010 an der Bauhaus-Universität Weimar das Lehrgebiet „Geschichte
und Theorie der Kunst“. Von 2002-2007 war er Vorsitzender des
Deutschen Farbenzentrums. Seine Forschungsschwerpunkte sind:
Zeitgenössische Kunst, Kunsttheorie, Wahrnehmungslehre und Theorie
der Farbe, sowie Kunst im öffentlichen Raum.
Hermann Schmitz
Schall und Farbe in Raum und Zeit
26.11., 18:00 – 19:30 Uhr
Lino Sibillano
Farbstrategien in der Architektur. Das
raumgestalterische Potenzial von Farbe
25.11., 10:00 – 12:00 Uhr
Der Vortrag präsentiert die Ergebnisse und Arbeitsmethoden des
jüngsten Forschungsprojekts vom Haus der Farbe – Fachschule für
Gestaltung in Handwerk und Architektur. Im Projekt «Farbstrategien in
der Architektur» wurde in Zusammenarbeit mit der Fakultät für
Architektur und Landschaftsarchitektur der Universität Edinburgh das
raumgestalterische Potenzial von Farbe erforscht. Anhand von Bauten
aus dem 20. und 21. Jahrhundert, von der Architekturikone bis zum
versteckten Kleinod, werden im Referat sechs unterschiedliche
Strategien im Umgang mit Farbe in der Architektur vorgestellt. Sie
zeigen jeweils einen spezifischen konzeptionellen Ansatz für die
Planung des Zusammenspiels von Farbe und Raum. Allen Strategien
gemeinsam ist, dass die Farbe der Architektur Identität verleiht und
einen gestalterischen sowie funktionalen Mehrwert schafft.
Studium der Kunstgeschichte, Theater- und Musikwissenschaft an den
Universitäten Zürich und Bern. Von 1998 bis 2001 Assistent am
Collegium Helveticum, einem Institut für Transdisziplinarität der
ETH Zürich, wo er unter anderem das Artist-in-Residence-Programm
betreute. Seit 2001 Co-Leiter am Haus der Farbe – Fachschule für
Gestaltung in Handwerk und Architektur in Zürich. 2004 Mitbegründer
von PROJEKT ART+, einem Labor für disziplinen- und
kulturenübergreifende künstlerische Zusammenarbeit. Daraus
entstanden ist die Internetplattform
www.citysharing.ch.
Im Rahmen der Forschungswerkstatt vom Haus der Farbe haben
Stefanie Wettstein und Lino
Sibillano verschiedene Bücher und Texte zum Thema Farbgestaltung in
der Architektur publiziert.
Manfred Speidel
25.11., 14:00 - 16:00 Uhr
Manfred Speidel lehrte bis 2001 Architekturtheorie an der RWTH
Aachen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. die Architektur Japans
und das Lebenswerk Bruno Tauts, dessen Schriften Manfred Speidel
beim Gebr. Mann Verlag neu herausbringt.
Jakob Steinbrenner
Wo ist sie denn, die Farbe? Philosophische
Verortung der Farbe zwischen Relativismus und Reduktionismus
25.11., 14:00 – 16:00 Uhr
Für den gewöhnlichen Mann auf der Straße scheint es einleuchtend zu
sein, dass Farben sichtbare Eigenschaften der Gegenstände sind. Für
Philosophen ist dies alles andere als klar. So reichen die in der
Philosophie vertretenen Auffassungen von der Leugnung der Existenz von
Farben über die Vorstellung, dass Farben nur in unserem Geist
existieren bis zur Auffassung, dass Farben bestimmte
Oberflächenstrukturen sind. In dem Vortrag soll ein kurzer kritischer
Überblick über die verschiedenen Positionen gegeben werden.
*in Frankfurt. Studium der Philosophie, Germanistik und
Kunstgeschichte in Frankfurt und München. Habilitation im Fach
Philosophie in München 2002. Professurvertretungen an der LMU
München, der Uni. Stuttgart und der Uni. Münster, seit Oktober 2012
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Uni.
Stuttgart. Er ist Mitherausgeber von Farben: Betrachtungen aus
Philosophie und Naturwissenschaften, Frankfurt a. M.: Suhrkamp (stw)
2007 (zus. mit S. Glasauer); und Farben in Kunst- und
Geisteswissenschaften, Regensburg: Schnell & Steiner, 2011 (zus. mit
C. Wagner u. O. Jehle).
Katrin Trautwein
Die Farbe ist Material
25.11., 10:00 – 12:00 Uhr
Die Farbe Lichtweiss funkelt wie frisch gefallener Schnee. Sie setzt
sich aus Marmorkristallen, Wasser und Weissleim zusammen.
Elfenbeinschwarz, das von Le Corbusier, Renoir und anderen Künstlern
bevorzugte Schwarz, ist aus geglühten Rinderknochen. Mischungen der
beiden Farben erzeugen leuchtende Grautöne. Wie verändert sich ein
Raum, den man nicht mit Farben aus diesen Pigmenten sondern mit Farben
gestaltet, die im Farbton gleich aber aus konventionellen Titanweiss-
und Oxidschwarzpigmenten sind? Mit Blick auf die im Raum wirksamen und
als Atmosphäre erfahrbaren Wechselwirkungen zwischen Oberflächen,
Pigmenten und Licht schlägt der Vortrag eine Antwort vor.
*1962, Chemikerin, Doktorarbeit auf dem Gebiet der
Evolutionsbiologie, Gründerin und Geschäftsführerin der
Farbmanufaktur kt.color. Von Farbproben ausgehend ab 1997 die
Erforschung der Farben, die Le Corbusier in seiner Architektur
einsetzte. Nach der Herausgabe der Farben Le Corbusiers folgten
weitere ökologisch hochstehende und spektakuläre Farbreihen, die
ihrer Firma weltweit Aufmerksamkeit brachten. Neuere Publikationen:
128 Farben, Musterbuch für Architekten, Denkmalpfleger und
Restauratoren (Birkhäuser, 2010) und Schwarz (Lars Müller, 2014). Ab
April 2016 Scholar-in-Residence des Getty Centers in Kalifornien,
Auszeichnung des Deutschen Werkbunds mit dem Werkbund Label 2014.
Stefanie Wettstein
Farbstrategien in der Architektur. Das
raumgestalterische Potenzial von Farbe
25.11., 10:00 – 12:00 Uhr
Der Vortrag präsentiert die Ergebnisse und Arbeitsmethoden des
jüngsten Forschungsprojekts vom Haus der Farbe – Fachschule für
Gestaltung in Handwerk und Architektur. Im Projekt «Farbstrategien in
der Architektur» wurde in Zusammenarbeit mit der Fakultät für
Architektur und Landschaftsarchitektur der Universität Edinburgh das
raumgestalterische Potenzial von Farbe erforscht. Anhand von Bauten
aus dem 20. und 21. Jahrhundert, von der Architekturikone bis zum
versteckten Kleinod, werden im Referat sechs unterschiedliche
Strategien im Umgang mit Farbe in der Architektur vorgestellt. Sie
zeigen jeweils einen spezifischen konzeptionellen Ansatz für die
Planung des Zusammenspiels von Farbe und Raum. Allen Strategien
gemeinsam ist, dass die Farbe der Architektur Identität verleiht und
einen gestalterischen sowie funktionalen Mehrwert schafft.
Studium der Kunstgeschichte an der Universität Zürich. 1996
promovierte sie mit einer Dissertation über Dekorationsmalerei um
1900. Von 1986 bis 1999 hat sie im Bauforschungsteam der Firma
Fontana & Fontana AG, Werkstätten für Malerei in Jona-Rapperswil
gearbeitet. Von 1993 bis 1997 war sie Assistentin bei Prof. Werner
Oechslin am Institut für Geschichte und Theorie der ETH Zürich. Seit
1999 ist sie Co-Leiterin am Haus der Farbe – Fachschule für
Gestaltung in Handwerk und Architektur in Zürich.
Im Rahmen der
Forschungswerkstatt vom Haus der Farbe haben Stefanie Wettstein und
Lino Sibillano verschiedene
Bücher und Texte zum Thema Farbgestaltung in der Architektur
publiziert.